Dann sah ich: das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen rufen: Komm!

Da sah ich ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, hatte einen Bogen. Ein Kranz wurde ihm gereicht und er zog aus um zu siegen.
Als das Lamm das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: Komm!

Da erschien ein anderes Pferd;
das war feuerrot

Und der, der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachteten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben. Als das Lamm das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: Komm!

Da sah ich ein schwarzes Pferd;

und der, der auf ihm saß, hielt in der Hand eine Waage.
Inmitten der vier Lebewesen hörte ich etwas wie eine Stimme sagen: Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar. Aber dem Öl und Wein füge keinen Schaden zu!

Als das Lamm das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens rufen: Komm!

Da erschien ein fahles Pferd;

und der, der auf ihm saß, heißt „der Tod“; und die Unterwelt zog hinter ihm her.

Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde, Macht zu töten durch Schwert, Hunger und Tod und durch die Tiere der Erde.

„GORILLA ON THE CROSS“

Durch das selbstverständliche Vorzeigen, der im Zoo eingesperrten Wildtiere wird uns bereits als Kind suggeriert, dass diese Form des Umgangs ohne jeden Zweifel seine Richtigkeit hat.

Der Respekt, der eigentlich durch die Begegnung mit einem anderen Lebewesen entstehen und wachsen soll, wird durch das Gefühl einseitiger Überlegenheit und Macht gegenüber dem Eingesperrten ersetzt und damit konterkariert. Der Glaube, diese Form der Gewalt sei also absolut rechtens und notwendig, wird uns so auf der emotionalen Ebene eindrücklich und nachhaltig implantiert. Alle emotionalen Implantationen lassen sich jedoch später mit rationaler Erkenntnis nur noch schwer oder gar nicht mehr auflösen,- wie rassistische oder religiöse Prägungen zeigen, die oft Auslöser verbaler oder physischer Gewalt sind.

So gesehen wird ein eingesperrtes Lebewesen, dessen einziges „Verbrechen“ aus seinem reinen Dasein besteht, dann selbst noch als Erwachsener mit der emotional geprägten Logik eines Kindes betrachtet, die verhindert, dass hier die Basis des eigentlich naturgegebenen, existentiellen Grundrechts zweier Lebewesen: Mensch/Tier erkannt und gelebt wird. Das zeigt sich nicht nur im Umgang mit sogenannten Wildtieren, sondern auch im Umgang mit schwächeren Minderheiten aller Art und Lebensformen.

Die Installation „GORILLA ON THE CROSS“ ist eine symbolische Darstellung dessen und will im Betrachter nachhaltig ein Bewusstsein für einen humanen, artgerechten Umgang mit anderen vermeintlich schwächeren Geschöpfen erzeugen; will auf diese Weise einen Baustein zu einer Ethik des kreatürlichen Miteinanders bilden.